Internationale Nestroy Gesellschaft

Die internationale Nestroy-Gesellschaft wurde im Jahr 1973 gegründet, um die Beschäftigung mit dem Werk Johann Nestroys zu unterstützen, insbesondere im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und der Aufführungspraxis auf den Theatern, sowie das Andenken an Johann Nestroy zu pflegen.
Zu diesem Zweck veranstaltet die Gesellschaft Tagungen (Internationale Nestroy-Gespräche), organisiert Vorträge, gibt die halbjährlich erscheinende Fachzeitschrift Nestroyana heraus, deren Bezug im Mitgliedsbeitrag inkludiert ist, und veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Verlag Lehner umfassendere Arbeiten in den Publikationsreihen Quodlibet und Bilder aus einem Theaterleben.
Weiters hat die Internationale Nestroy-Gesellschaft die Patronanz über die neue Historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Werke Johann Nestroys (HKA-Nestroy), die im Verlag Deuticke erschienen ist.

Vereinsadresse und Kontakt:
Dr. Matthias Mansky (Geschäftsführung)
Redtenbachgasse 76/6
A-1160 Wien

Präsident:
KS Robert Meyer

VizepräsidentInnen:
Em. Univ.-Prof. Dr. Walter Pape
Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tanzer

Geschäftsführer:
Dr. Matthias Mansky

Kassier:
assoz. Univ.-Prof. Dr. Christian Neuhuber

Schriftführer:
Mag. Johann Lehner

Weitere Vorstandsmitglieder:
Univ.-Prof. i.R. Dr. Hugo Aust
Mag. Ellen Büll
Direktorin Dr. Anita Eichinger
Dir. KS Herbert Föttinger
Prof. Peter Gruber
Univ.-Prof. Dr. Stefan Hulfeld
Univ.-Prof. Dr. Marc Lacheny
Mag.a Claudia Mayerhofer, MSc
Dr. Johannes Nestroy
Dr. Maria Piok
Bgm. Ines Schiller

RechnungsprüferIn:
Prof. Peter Back-Vega
Mag. Manuela Seidl

Schiedsgericht:
Mag. Dr. Franz Joseph Kropik
Mag. Irene Therese Tutschka

Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) lässt eine seiner Bühnenfiguren sagen: „Was hat denn die Nachwelt für mich getan? Nichts! Gut, das nämliche tu‘ ich für sie!“

Mit dem ersten Teil des Zitats hat er leider lange recht gehabt. Wenn auch um die Jahrhundertwende Nestroys Werk bekannt war und häufiger gespielt wurde – immerhin über 80 Stücke, von denen mehr als 15 zum ständigen Repertoire auch heutiger Theater gehören –, so dauerte es doch noch länger, bis sich die Wissenschaft seiner annahm und Theaterinszenierungen den üblichen verharmlosenden, auf derbe Komik abzielenden Darstellungsstil durchbrachen.

Ödön von Horváth, Thornton Wilder, Friedrich Dürrenmatt und andere haben auf die Modernität Nestroys hingewiesen. Karl Kraus, der großen Anteil an der Nestroy-Renaissance hat, schrieb in seinem berühmten Essay „Nestroy und die Nachwelt“ (1912), Nestroy sei kein österreichischer Dialektdichter, sondern ein deutscher Satiriker. Als solcher war er freilich den wenigsten bekannt, die in ihm nur den harmlos-idyllischen Singspiel-Autor der Biedermeierzeit sahen. Dass das Musical „Hello, Dolly“ auf eine seiner Possen zurückgeht, hat dieses Vorurteil nicht gerade entkräftet. Die Tatsache, dass Nestroy in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts an vorderer Stelle unter den am meisten gespielten Dramatikern steht, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er vielfach in seiner zugleich unterhaltenden und kritischen Potenz unterschätzt wird; Karl Kraus meinte zurecht: „Die Nachwelt wiederholt seinen Text und kennt ihn nicht.“

So war Nestroy bekannt und unbekannt zugleich, als sich 1926 zu seinem 125. Geburtstag in Wien der „Bund der Nestroyfreunde“ mit dem Ziel gründete, „dem Wiener Aristophanes Johann Nestroy in seiner Vaterstadt Wien ein würdiges Denkmal zu errichten“. Am 22. Juni 1929 wurde auf dem Platz vor dem Carl-Theater, Nestroys wichtigster Wirkungsstätte, eine überlebensgroße Bronzeplastik enthüllt. 1942 abgebaut, entging das Denkmal dem Einschmelzen, wurde nach dem Krieg auf einem Schrottplatz wiedergefunden, am 18. November 1950 im Hof des Reinhardt-Seminars wieder aufgestellt und erhielt am 2. September 1983 seinen heutigen Platz in der Nähe des damaligen Standorts in der Leopoldstadt. Dies geschah auf intensives Betreiben der Internationalen Nestroy-Gesellschaft, die inzwischen auf diesem Sektor die Nachfolge des nicht mehr bestehenden „Bundes der Nestroyfreunde“ angetreten hatte.

Schon Ende der sechziger Jahre gab es Gründungsbemühungen, doch kam es erst 1973 durch Appelle und Initiativen in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich zur Gründung in Wien. Zu den wichtigsten Förderern gehörten Otto Basil, Hans Weigel, Gustav Manker und Franz H. Mautner. Bereits 1974 konnten zusammen mit dem Nestroy-Komitee der Stadt Schwechat (heute: Internationales Nestroy Zentrum) die ersten Internationalen Nestroy-Gespräche stattfinden, ein Forum für Germanisten, Theaterwissenschafter, Theaterleute des professionellen wie nicht-professionellen Theaters, für Lehrerinnen und Lehrer, gleichermaßen für eine interessierte breitere Öffentlichkeit. Die Resonanz der im dritten Jahrzehnt stehenden Gespräche ist unverändert positiv; Theater, Schule und Wissenschaft haben eine Fülle von Anregungen empfangen und weitervermittelt, die sich in neuen Inszenierungen und wissenschaftlichen Arbeiten niederschlugen. Die Themen dokumentieren die Bandbreite und markieren Aufgaben der künftigen Beschäftigung:

Nestroys Wirkung auf dem Theater und in der Literatur (1975); Nestroy, eine Europäer (1976); Nestroy und das Biedermeier (1977); Wie inszeniere ich Nestroy? (1978); Vom Vorläufer des „Jux“ bis zu „Hello Dolly“ (1979); Der politische Nestroy (1980); Nestroy: ein Philosoph und Denker? (1981); Nestroy und das Rollenbild – im speziellen das der Frau (1982); Nestroy: Parodie und Operette (1983); Nestroy-Verständnis 1848 bis 1984 (1984); Nestroy und die Zeitgenossen (1985); Nestroy – ein Klassiker? – Literarische Tradition – Schule – Bühne – öffentliches Bewusstsein (1986); Militär und Militanz auf dem (Volks-)Theater des 19. Jahrhunderts und Zwillinge und Doppelgänger auf dem Theater (1987); „’s is wircklich famos, wie der Fortschritt so groß“: Politische, ökonomische und soziale Krise im Vormärz und ihre Spiegelung in den Medien (1988); „Es sind gewiß in unsrer Zeit die meisten Menschen Handelsleut“: ,Ökonomie‘ und ,Konsum‘ in Leben und Werk (1989); Das Böse, Magische und Irrationale bei Raimund und Nestroy (1990); „[…] wann man nur kann rauchen dabey“: Theatralisches von Mozart bis Grillparzer und Nestroy (1991); Theater, magische Künste; Landschaft und Reisen bei Nestroy (1992); „Zu ebener Erde und erster Stock“: Oben und unten, Herren und Diener, Geld und Glück (1993); Nestroy und die Geschichte (1994); Nestroys Wien und anderswo (1995); „Wegen was tun s’ so G’schichten machen“: Österreichisches und Fremdes bei Nestroy und Zeitgenossen (1996); „Das wär’ so a Stoff jetzt, allein ich verschluck’s –“ (1997); „Es stelln sich gar Manche, wie d’ Lamperln so frumm“ (1998); „Nur der geistlose Mensch kann den Harm übersehn, der überall durch die fadenscheinige Gemüthlichkeit durchblickt“(1999); „Bis zum Lorbeer versteig’ ich mich nicht.“ (2000); In anderen Welten (2001); Aus der Vorstadt in die Welt oder „Na, laßt man ein Jed’n sein Freud“(2002); „’s is jetzt schön überhaupt, wenn m’r an etwas noch glaubt“ (2003).

Die Zeitschrift „Nestroyana. Blätter der Internationalen Nestroy-Gesellschaft“dokumentiert seit 1979 Ergebnisse und Fortschritte der Bemühungen, Nestroys Leben und Werk in angemessener Weise Fachleuten wie Liebhabern näher zu bringen, die Erforschung und Inszenierung der Stücke weiter anzuregen. Eine Ergänzung bildet die Schriftenreihe „Quodlibet“, in der u.a. Nestroys „Reserve“erstmals ediert wurde und ein Führer durch Nestroys Stücke erschien. Weiter hat sich die Gesellschaft der Erforschung des Wiener Volkstheaters insgesamt angenommen und pflegt engen Kontakt mit der Raimundgesellschaft.

In der wissenschaftlichen Arbeit hat sich die Internationale Nestroy-Gesellschaft seit ihrem Bestehen besonders der Förderung einer neuen kritischen Gesamtausgabe der Werke Nestroys verschrieben. Ihre Bemühungen wurden belohnt, als 1977 die beiden ersten Bände unter der Herausgeberschaft von Jürgen Hein und Johann Hüttner erschienen („Briefe“ und „Johann Nestroy im Bild“). Das Herausgeber-Team wurde 1992 um W. Edgar Yates und Walter Obermaier erweitert. Zu Nestroys 200. Geburtstag im Jahre 2001 wurde die 52 Bände umfassende historisch-kritische Edition (HKA) abgeschlossen. Verschiedentlich hat die Internationale Nestroy-Gesellschaft kleinere Editionskolloquien gefördert, die dem Fortschritt der Ausgabe dienten. Im Zusammenhang mit der Ausgabe werden erstmals wieder seit den Pionierarbeiten Otto Rommels aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts die wesentlichen Grundlagen wissenschaftlicher und theaterpraktischer Beschäftigung mit Nestroy geschaffen. Von entscheidender Bedeutung für das Gelingen der neuen Edition waren auch vier dem Werk Nestroys und seinen Produktionsbedingungen gewidmete „Wiener Vorlesungen“ („Vom schaffenden zum edierten Nestroy“ 1992; „Der unbekannte Nestroy: Editorisches, Biographisches, Interpretatorisches“ 1994; „,Bei die Zeitverhältnisse noch solche Privatverhältnisse‘: Nestroys Alltag und dessen Dokumentation“ 1997; „Hinter den Kulissen von Vor- und Nachmärz: Soziale Umbrüche und Theaterkultur bei Nestroy“ 2000).

In ihrer Öffentlichkeitsarbeit hat sich die Gesellschaft auch um die Förderung adäquater Inszenierungen und um den Dialog mit dem Publikum verdient gemacht, wobei auch weniger bekannte Stücke mit Fragen der Bearbeitung, Inszenierung, Dramaturgie, Regie und Darstellung sowie das Problem der Übersetzung in fremde Sprachen in den Blick kamen. Bei den bereits erwähnten Internationalen Nestroy-Gesprächen hat es immer wieder Workshops zu diesen Aspekten gegeben.
International hat sich die Gesellschaft an Symposien in Nancy (1982–1984), London (1984), Paris (1991) und Mailand (2001) beteiligt; international waren auch die Teilnehmer und Referenten an den Nestroy-Seminaren in Salzburg. Auf große Resonanz stieß 1981 ein Nestroy-Seminar für Gymnasiallehrer in Wien. Hier wie auch bei den Nestroy-Gesprächen 1986 über den ,Klassiker‘ und Schulautor Nestroy und späteren Nestroy-Seminaren zur Lehrerfortbildung war es das Bestreben, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung im besten Sinne zu popularisieren und den immer noch bestehenden Vorurteilen und Missverständnissen der Interpretation entgegenzuwirken. Die Verklammerung von Schule, Theater, Öffentlichkeit und Wissenschaft stellt ein wesentliches Ziel der Arbeit der Internationalen Nestroy-Gesellschaft dar.
Waren es anfangs eher die Geburts- und Todestage, die Anlass für Aktivitäten boten, kann die Gesellschaft jetzt auf eine kontinuierliche Arbeit zurückblicken und für die Zukunft neue Ziele ins Auge fassen. Ein wichtiges Ergebnis der Bemühungen ist – auch ablesbar am zunehmenden Interesse im Ausland –, das Bewusstsein dafür geweckt oder geschärft zu haben, dass die Beliebtheit Nestroys nicht selten in der Unkenntnis und Verstümmelung seines Textes gründet, der unbedingt beim Wort genommen werden muss, damit er nicht in verzuckerten scheinbiedermeierlichen, operettenwienerischen oder nach dem Boulevardtheater schielenden Inszenierungen verkommt. Bei Nestroy findet sich schon die Dialektik von Form und Inhalt, die das moderne Drama auszeichnet.

Die Internationale Nestroy-Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, sowohl den historischen wie den modernen, aktualisierten Nestroy in Interpretation und Inszenierung zu fördern und ihn vor ideologischen Vereinnahmungen und Fehldeutungen zu schützen; die Pflege der Gedenkstätten und Gedächtnisorte gehört zu den Selbstverständlichkeiten, um die Erinnerung an diesen großen Komödienautor und Theatermacher wach zu halten, dessen Wirkungskreis das gesamte deutsche Sprachgebiet war und im überwiegenden Maße noch ist. Ein eigenes Nestroy-Archiv gibt es (noch) nicht, doch hilft die Gesellschaft nach Kräften bei der Materialbeschaffung für Ausstellungen, Inszenierungen, publizistische und wissenschaftliche Vorhaben (vgl. auch das Online-Archiv des Internationalen Nestroy-Zentrums Schwechat. Dabei ist, wie schon erwähnt, das Spektrum auf das gesamte Wiener Volkstheater ausgeweitet. Das Vorschlagsrecht, das die Gesellschaft bei der (bis 1999) jährlichen Verleihung des „Nestroy-Ringes der Stadt Wien“ ausübt, und die Vergabe der „Johann-Nestroy-Ehrenmedaille“ dokumentiert überdies das Interesse und Engagement am gegenwärtigen literarischen und theatralischen Schaffen in seinem Geist. Jürgen Hein

 

Beispielbild HKA

Johann Nestroy, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe,
hg. von Jürgen Hein, Johann Hüttner, Walter Obermaier und W. Edgar Yates, Wien, München 1977–2010

Die einzelnen Bände wurden von folgenden WissenschaftlerInnen ediert:
Louise ADEY HUISH: Stücke 15, Stücke 16/I, Stücke 16/II
Hugo AUST: Stücke 4, Stücke 30, Stücke 31
Peter BRANSCOMBE: Stücke 35, Stücke 36, Stücke 37, Stücke 38
Peter HAIDA: Stücke 17/I (mit Jürgen Hein), Stücke 18/II
Jürgen HEIN: Stücke 2 (Nagerl und Handschuh), Stücke 11, Stücke 17/I (mit Peter Haida), Stücke 19, Stücke 20, Stücke 21, Stücke 23/I, Stücke 23/II, Stücke 27/II
Urs HELMENSDORFER: Stücke 27/I
Johann HÜTTNER: Stücke 9/I, Stücke 9/II, Stücke 10
John R. P. MCKENZIE: Stücke 24/I, Stücke 24/II, Stücke 26/I, Stücke 26/II
Walter OBERMAIER: Stücke 28/I, Stücke 28/II, Stücke 29, Sämtliche Briefe
Sigurd Paul SCHEICHL: Stücke 3
Friedrich WALLA: Stücke 1, Stücke 5, Stücke 6, Stücke 7/I, Stücke 7/II, Stücke 8/I, Stücke 8/II, Stücke 25/I, Stücke 25/II, Stücke 32, Stücke 33
W. Edgar YATES: Stücke 2 (Der gefühlvolle Kerckermeister), Stücke 12, Stücke 13, Stücke 14, Stücke 17/II, Stücke 18/I, Stücke 22, Stücke 34, Nachträge II (Reserve)

„Diese Ausgabe kann vielleicht als die eindrucksvollste und wichtigste philologische Leistung im 20. Jahrhundert gelten, die von Österreich ihren Ausgang nahm. Sie wurde von Gelehrten in Australien, Deutschland, Großbritannien und Österreich besorgt […] Die Ausgabe berücksichtigt alle verfügbaren Überlieferungsträger, sie geht auf die Originalorthographie zurück, enthält die wesentlichen Informationen zur Wirkungs- und Entstehungsgeschichte und einen umfänglichen Sachkommentar, geht den sprachlichen Eigenheiten nach, verzeichnet die wichtigste Literatur zu jedem einzelnen Stück und bleibt trotz dieser erdrückenden Materialfülle übersichtlich und handlich. Dankbar registriert man, dass die von Nestroy verwendeten Quellen in den meisten Fällen auch im vollen Wortlaut wiedergegeben werden, so dass der Leser sich der Differenz von Vorlage und Endprodukt ohne großen Aufwand vergewissern kann.
Diese Ausgabe bedeutet nicht nur einen qualitativen Sprung für die Nestroy-Forschung, sondern erhebt, nicht zuletzt durch den philologischen Aufwand, Nestroy in den Rang eines Klassikers.“ Wendelin Schmidt-Dengler

Johann Nestroy: Sämtliche Werke | Historisch-kritische Ausgabe - Index und Konkordanz

Nestroy-Ring | Gerold Schodterer

Der Nestroy-Ring wird anlässlich der 175. Wiederkehr des Geburtstags von Johann Nepomuk Nestroy seit 2005 von der Stadt Bad Ischl in Zusammenwirken mit der internationalen Nestroy-Gesellschaft verliehen. ​

Eingedenk der engen Bindung des bedeutendsten österreichischen Volksdramatikers Johann Nestroy, in seinen letzten Lebensjahren zur Stadt Bad Ischl hat der Gemeinderat im Herbst 2004 beschlossen, die Tradition der Vergabe eines Johann Nestroy Ringes, die in den Jahren 1975 bis 1999 seitens der Stadt Wien wahrgenommen worden ist, wieder aufleben zu lassen und fortzusetzen.

Bad Ischl wurde als Verleihungsort ausgewählt, weil Johann Nestroy hier oft zu Gast war und im traditionsreichen Lehartheater selbst des öfteren auf der Bühne stand. Gefertigt wird der Ring in der Goldschmiede Schodterer in Bad Ischl. Er besteht aus 2 "Ebenen" - ein Ebene des Rings bleibt sozusagen als tragendes Element immer gleich, auf der 2. Ebene wird in Form einer "Bühne" der jeweilige Ringträger individuell als Persönlichkeit symbolisiert - somit ist jeder Nestroy-Ring ein unverwechselbares Unikat-Schmuckstück. Der Nestroy-Ring ist eine Auszeichnung, die an Personen verliehen wird, die sich durch außerordentliche und ungewöhnliche Leistungen in der Pflege der satirisch-kritischen Darstellung im Sinne Nestroys ausgezeichnet und diese Kritik auf höchstem geistigen Niveau ausgedrückt haben.

Die internationale Nestroy-Gesellschaft wurde 1973 gegründet, um die Beschäftigung mit dem Werk Johann Nestroys zu unterstützen, insbesondere im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und der Aufführungspraxis auf den Theatern, sowie das Andenken an Johann Nestroy zu pflegen. Zu diesem Zweck veranstaltet die Gesellschaft Tagungen (Internationale Nestroy-Gespräche) und Seminare, organisiert Vorträge, gibt die halbjährlich erscheinende Fachzeitschrift Nestroyana heraus und veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Verlag Lehner umfassendere Arbeiten in der Publikationsreihen Quodlibet und Bilder aus einem Theaterleben. Weiters ist die Gesellschaft mit der Patronanz über die neue historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Werke Johann Nestroys betraut, die im Verlag Deuticke erschienen ist.

GESTALT IST MEHR als die Summe der einzelnen Teile
Die Zahl 5 spielt im Konzept für den JohannNestroyRing eine tragende und verbindende Rolle.
5 Kriterien werden von der Jury als Grundlage für die Verleihung des Ehrenringes herangezogen. 
Pflege von Nestroys Erbe
Höchste künstlerische Ebene
Zeitkritik
Satire
Phantasie

Das Werk Nestroys ruht auf den 5 Säulen seiner Begabungen.
Diese 5 Säulen bilden den Johann-Nestroy-Ring und verbinden sein Werk, die Stadt Bad Ischl und die Kriterien, die zur Wahl des Johann-Nestroy-Ring-Trägers führen.
Lehrtätigkeit I nstruktion
Schauspiel   S chauspiel
Gesang        C ouplets
Komik          H umor
Dichtkunst   L yrik

Nestroy-Ring | Gerold Schodterer

v.l.n.r.: Bürgermeister Michael Ludwig, Walter Obermaier, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler © Stadt Wien

Wiens Bürgermeister Ludwig ehrt Walter Obermaier und Ferdinand Opll mit Goldenen Ehrenzeichen Wien (OTS/RK) - Mittwoch, 31.01.2024 verlieh Landeshauptmann und Bürgermeister Michael Ludwig im Rathaus das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an die beiden Historiker und ehemaligen Dienststellenleiter der Stadt Wien Walter Obermaier und Ferdinand Opll in Würdigung ihrer bisher erbrachten Leistungen. In seiner Rede unterstrich Ludwig das Gemeinsame der beiden Geehrten, nämlich der „besonders weit in die Vergangenheit führende Blick, denn beide haben Ihre Verdienste durch die Aufarbeitung der Geschichte unserer Stadt erworben und dabei Spuren durch ihre wertvollen Forschungen und hervorragenden Publikationen hinterlassen“.

Der 1942 in Wien geborene Walter Obermaier war bereits unmittelbar nach seiner Promotion im Oktober 1967 als Fachreferent in die damalige Magistratsabteilung (MA) 9 eingetreten, wo er 1975 die Handschriftensammlung übernahm. „Und wer sich ein bisschen auskennt, weiß: Die Handschriftensammlung ist eine wahre Schatzkiste, ich kann wirklich nur jeder und jedem empfehlen, dort einmal an einer Führung teilzunehmen“, so Ludwigs Ratschlag. Obermaier habe sich zudem einen hervorragenden Ruf als Literaturwissenschaftler mit seiner historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke Johann Nestroys sowie mit seiner Mitarbeit an der kritischen Gesamtausgabe der Werke Ferdinand Raimunds erworben. 1999 übernahm Obermaier die Leitung der Magistratsabteilung 9 – Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ludwig strich in seiner Rede das Engagement Obermaiers als langjähriges Vorstandsmitglied der Raimund-Gesellschaft und der Internationalen Nestroy-Gesellschaft, als Mitglied des Vereins der Geschichte der Stadt Wien und des Kuratoriums der Museen der Stadt Wien hervor. „Umso mehr freut es mich, Ihnen heute im Namen der Stadt Wien das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien zu verleihen“, so der Bürgermeister. Die Laudatio für den Geehrten hielt seine Nachfolgerin in der MA 9, Anita Eichinger.

Beiden Geehrten zollte Bürgermeister Ludwig zum Abschluss der Rede seine Anerkennung: „Die Stadt Wien ist dankbar, dass sie mit zwei hervorragenden Abteilungsleitern auch hervorragende Forscher und Wissenschaftler in ihren Reihen hatte, die es beide geschafft haben, für die Stadt Wien und für die Fachöffentlichkeit gleichermaßen Spitzenleistungen zu erbringen. Für dieses jahrzehntelange Engagement, das Sie beide ihrem Beruf entgegengebracht haben, für Ihre vielfältige Expertise und ihr Herzblut verleiht ihnen die Stadt Wien heute das Goldene Ehrenzeichen.“

Prof. Jürgen Hein 2012

Emeritierter Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. – Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. – Buchveröffentlichungen zu Raimund, Nestroy und dem Wiener Volkstheater, zu den Gattungen Dorfgeschichte und Volksstück; Herausgeber von Anthologien (Deutsche Anekdoten; Parodien des Wiener Volkstheaters; Nestroy zum Vergnügen; Wienerlieder); Aufsätze zu Alexis, Auerbach, Grabbe, Grillparzer, Hebbel, Holtei, Horváth, Koeppen, Karl May, Nestroy, Raimund, Fritz Reuter, Rosegger, Stifter, Zuckmayer u.a.; Beiträge zur zur Dialektliteratur und zum literarischen Regionalismus, zu Editionsfragen sowie zu literaturdidaktischen Problemen; Mitherausgeber und Bandbearbeiter (11 Bände mit 15 Stücken) der neuen Historisch-kritischen Nestroy-Ausgabe (HKA Nestroy, 1977–2010); Mitherausgeber und Bandbearbeiter der neuen Historisch-kritischen Raimund-Ausgabe (HKA Raimund, 2013–). – 1985 bis 2014 Programmgestalter der Internationalen Nestroy-Gespräche Schwechat.

Jürgen Hein war von 1973 bis zu seiner Emeritierung 2007 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Zu seinen Publikationsschwerpunkten zählten Ferdinand Raimund, Johann Nestroy und das Wiener Volkstheater, die Dorfgeschichte und das Volksstück. Auf diesen Gebieten legte er wegweisende Studien vor.
Darüber hinaus publizierte er zu Alexis, Auerbach, Grabbe, Grillparzer, Hebbel, Holtei, Horváth, Koeppen, Karl May, Fritz Reuter, Rosegger, Stifter, Zuckmayer, u. a., zur Dialektliteratur und zum literarischen Regionalismus, zu Editionsfragen sowie zu literaturdidaktischen Problemen.

Die Internationale Nestroy-Gesellschaft verdankt Jürgen Hein sehr viel – als Gründungsmitglied, herausragendem Forscher, Initiator und Mentor. Mehr als 160 Vortragende aus über 20 Ländern referierten bei den Internationalen Nestroy-Gesprächen in Schwechat. Die Verbindung von Literatur- und Theaterwissenschaft mit der Spielpraxis war ihm ein besonderes Anliegen, die Förderung junger Wissenschafter und Wissenschafterinnen ebenso. In der Scientific Community leistete er Wesentliches für die österreichische Germanistik.

Jürgen Hein fehlt – als Wissenschafter, Kollege und Freund!

Für den Vorstand der Internationalen Nestroy-Gesellschaft
Prof. Dr. Heinrich Kraus 
MR i.R. DI Karl Zimmel 
Dr. Walter Obermaier
Peter Gruber

Dr. phil. Walter Obermaier

Walter Obermaier
1942 - 2024
Literaturwissenschaftler, Bibliothekar. 

Biografie 
Walter Obermaier wurde als Sohn des rechtskundigen Beamten der Stadt Wien Franz Obermaier und dessen Ehefrau Margarete, geb. Thalhammer, in Wien geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Bundesrealgymnasium in Waidhofen an der Thaya und dann in der Geblergasse in Wien-Hernals. Nach der Matura 1961 studierte er Geschichte und Germanistik an der Universität Wien und promovierte im Juni 1967 mit einer Dissertation über „Die Wiener Hofburg im Spätmittelalter“ zum Dr. phil.

Im Oktober 1967 trat Obermaier als Fachreferat für Geschichte und Topografie Wiens in die damalige Stadtbibliothek (Magistratsabteilung 9) ein. Bereits 1975 avancierte er zum Leiter der renommierten Handschriftensammlung und baute diese in den folgenden Jahrzehnten konsequent aus. Dabei konnte er für die Sammlung nicht nur Autografen von Johann Nestroy, Ödön von Horváth, Franz Theodor Csokor oder Karl Kraus erwerben, sondern hatte auch einen Blick auf zeitgenössische Literatur wie Peter Turrini, Joe Berger, Jeannie Ebner oder Friederike Mayröcker. An Nachlässen kamen unter seiner Leitung unter anderem jene des Schriftstellers und Literaturkritikers Hans Weigel, des ersten Kulturstadtrates nach 1945, Viktor Matejka, der im KZ ermordeten Literatin Alma Johanna Koenig, des Theatermachers Max Reinhardt, aber auch der "Vorlass" des Sammlers von Theater- und Schauspielermaterialien Pepi Treitl in die Handschriftensammlung.

Nachdem der Geisteswissenschaftler schon ab 1991 als stellvertretender Direktor zur engsten Führungsspitze der Magistratsabteilung 9 zählte, bestellte ihn der damalige Kulturstadtrat Peter Marboe im Juli 1999 zum Abteilungsleiter, der er bis November 2003 blieb. In dieser Zeit konnten in den an die Bibliothek grenzenden früheren Räumlichkeiten des Wiener Stadt- und Landesarchivs, das 2001 in den Gasometer gezogen war, ein eigener Ausstellungsraum, ein moderner, serviceorientierter Eingangsbereich, ein eigener Lesesaal für die Benützung von Handschriften sowie ein Seminarraum eingerichtet werden.

Gleich nach seinem Amtsantritt ging Walter Obermaier auch an die konzeptionelle Vorbereitung des Projekts Tiefspeicher in Hof Sechs. Nachdem das unter seiner Leitung erarbeitete Raumprogramm genehmigt worden war, konnten 2003 die Bauarbeiten beginnen und 2005 – bereits unter der Direktion seiner Nachfolgerin Sylvia Mattl-Wurm – der Speicherbau bezogen werden. Die Tiefgeschosse bieten heute auf 1.200 Quadratmetern Platz für Handschriften und wertvolle Druckschriften; im Erdgeschoss des Neubaus konnten die Plakatsammlung und die Restaurierwerkstätte einziehen.

Unter den zahlreichen wichtigen Erwerbungen jener Zeit ist vorrangig das Tagblattarchiv der Wiener Arbeiterkammer zu erwähnen. In rund 100.000 Mappen finden sich teils umfangreiche Zeitungsausschnittssammlungen zu Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, zu Sachthemen, Fotografien und Karikaturen. Weitere wichtige Zuwächse seiner Direktionsjahre waren Schubert- und Strauss-Autografen, der Nachlass Josef Schrammels, aber auch der Vorlass Helmut Eisendles, das literarische Archiv Wolfgang Bauers, die Sammlung der Rockband "Drahdiwaberl", die Forschungsbibliothek von Edith Rosenstrauch-Königsberg mit dem Schwerpunkten Josephinismus und Freimaurerei sowie die legendäre Plastiksackerl-Sammlung des "Opernführers" Marcel Prawy. 2001 wurde die Schubert-Sammlung der Bibliothek in das "Memory of the World"-Register der UNESCO aufgenommen.

Nicht zuletzt waren die Jahre 1999 bis 2003 auch jene Jahre, in denen die Hauptarbeit der Provenienzforschung an der heutigen Wienbibliothek geleistet wurde. Etwa 2.000 Objekte wurden von der Wienbibliothek schon unter Walter Obermaier restituiert. Die bedeutendsten und wertvollsten Objekte gehörten zur Sammlung Strauss-Meyszner, die die Stadt Wien 2001 um 5,3 Millionen Euro rückkaufte.

Vielfältig ist auch das publizistische Werk des gebürtigen Wieners. International bekannt wurde Walter Obermaier insbesondere als Mitherausgeber der Historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke Johann Nestroys und Ferdinand Raimunds sowie als Autor literaturwissenschaftlicher Fachbeiträge. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen seit den späten 1960er Jahren finden sich Brief-Editionen von Johann Nestroy, Hugo Wolf oder Franz Schubert und die Neuherausgabe der "Wiener Spaziergänge" von Daniel Spitzer ebenso wie Werke zur Literatur- und Kulturgeschichte Wiens.

Darüber hinaus fungierte der Wissenschaftler auch als langjähriges Vorstandsmitglied der Internationalen Nestroy-Gesellschaft und der Raimund-Gesellschaft. Er brachte seine fachliche Expertise als Mitglied des Vorstands im Verein für Geschichte der Stadt Wien und des Kuratoriums der Museen der Stadt Wien ein und hielt zahlreiche Vorträge im Rahmen in- und ausländischer Tagungen, Symposien und Fachgespräche.

2024 wurde ihm von Bürgermeister Michael Ludwig das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen.

Ruhe in Frieden lieber Walter! 

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft

Ehrenmitgliedschaft

Dem ehemaligen Vizepräsidenten und Geschäftsführer Min.-Rat Dipl.-Ing. Karl Zimmel und der Kassierin Mag. Brigitte Wagner, die sich jahrzehntelang für die Internationale Nestroy-Gesellschaft (INZ) engagiert haben, wurde als Anerkennung ihrer großen Verdienste, im Rahmen der diesjährigen Nestroy-Gespräche die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Diese fand im Hof des Schlosses Rothmühle am Dienstag, 02. Juli 2024 bei feierlichem Empfang statt. Im Anschluss wurden die 52. NESTROY Spiele Schwechat "Das Mädl aus der Vorstadt" besucht.